cigar | Köln für Kavaliere
Aus Cigar 2/2017
Auf Achse

Köln für Kavaliere

Karneval und Kölsch sind bei weitem nicht alles, womit die Messestadt am Rhein trumpfen kann. Auch für den gepflegten Genuss bietet sich Köln an. Das zeigt ein Besuch beim besten Koch am Platz.

Text: Sarah Kohler
Fotos: Marco Woyczikowski

Warum es in Köln, einer Messe- und Medienstadt mit internationaler Strahlkraft, gerade mal einen mit zwei Michelin-Sternen dotierten Koch gibt? Das weiss Eric Menchon vom Restaurant Le Moissonnier auch nicht. Weit weniger überraschend als diese Tatsache ist, dass die Tester ausgerechnet ihm diese Ehre zuteil werden lassen. Menchon, der schon mehr als sein halbes Leben im Le Moissonnier am Herd steht, ist in Köln eine Institution. Gemeinsam mit Patron Vincent Moissonnier und dessen Frau Liliane hat er das französische Bistrokonzept an die Spitze geführt. Gault & Millau ist seine Arbeit seit 15 Jahren fabelhafte 18 Punkte wert. Die beiden Sterne von Michelin hält er seit 2007.

Als der gebürtige Franzose vor 30 Jahren nach Köln kommt, tut er das, um der Arbeitssituation in Südfrankreich zu entfliehen. Dort kocht er als junger Mann in «ganz normalen» Restaurants, krüppelt 16 Stunden am Tag, sechsmal die Woche, und träumt von Grösserem. «Ich wollte immer in die Sterne-Gastronomie», erzählt Menchon. Um mehr von der Welt zu sehen, annonciert der 23-Jährige in einer französischen Fachzeitschrift und bietet sich als Chef de Partie im Ausland an. Eine der beiden Antworten, die er darauf erhält, kommt aus Köln. Und so landet der junge Mann bei den Moissonniers, die mit ihrem kleinen Bistro ganz am Anfang stehen. «Menschlich passte es zwischen uns auf Anhieb», erinnert sich Menchon. Er steigt direkt als Küchenchef ein: «Ich bekam von Anfang an viele Freiheiten und konnte das kulinarische Konzept des Restaurants nach und nach entwickeln», sagt er. «Wenn man einen Ort findet, der einem Perspektiven bietet, muss man das so früh wie möglich erkennen. Das ist Gold wert.»

Menchon hat seine Chance genutzt. Heute brummt der Laden, das Le Moissonnier ist gut besucht, manche Gäste tragen berühmte Namen, manche essen hier jede Woche. Warum das besternte Bistrokonzept so gut funktioniert? «Vielleicht bin ich nicht ganz so schlecht», kokettiert der Küchenchef. Er hat aber auch eine handfeste Erklärung parat: «Wir bieten dem Gast alle Freiheiten.» Neben dem mehrgängigen Gourmetmenü stehen im Le Moissonnier immer auch ein Tagesgericht sowie alle À-la-carte-Optionen zur Auswahl. «Die Leute schätzen das sehr», sagt Menchon.

Paris–Texas: Eric Menchons Interpretation eines Burgers auf Zwei-Sterne-Niveau


Das gilt auch fürs Essen, das er auftragen lässt: Vor der Kulisse des klassisch-französischen Bistros zelebriert Menchon eine komplexe Küche mit eigenwilligem Charakter und klarem Konzept. Jedes Gericht setzt sich aus mindestens zwei, gern auch drei Tellern zusammen, auf denen sich zig Komponenten zu einem grossen Ganzen fügen. Natürlich dürfen die Klassiker auf der Karte nicht fehlen: Austern, Froschschenkel, eine fantastisch gemachte Foie gras mit Gewürztraminergelee, Brioche und Nüsslisalat ... Darüber hinaus aber konfrontiert Menchon den Gast mit Kombinationen, die sich diesem nicht zwingend auf dem Papier, sehr wohl aber am Gaumen erschliessen. Das Milchkalbsbries serviert er mit libanesischen Zedernaromen karamellisiert in Kombination mit einem Müesli aus souffliertem Quinoa mit Sesam, einem Maronen-Humus-Kompott und Granatapfelgelee, mit einem Butternusskürbisrisotto, einer in Kürbiskernöl glasierten Schwarzwurzel sowie einem Parmesankrokant und einer Geranienmousse mit Cassis. Die floralen Noten sind eine Spezialität des Küchenchefs. Wie auch sein Burger auf Zwei-Sterne-Niveau, für den er unter anderem lackierte Shortribs, Foie gras und Knäckebrotchips schichtet.

Ja, auch das macht Menchon eben aus: Bei aller Beständigkeit, die er in seinem Werdegang zeigt, ist der Mann bei seinen Kreationen immer für eine Überraschung gut. Nicht zuletzt dafür verdient er die zwei Sterne seit Jahren.

Restaurant Le Moissonnier
Krefelder Strasse 25
DE-50670 Köln
+49 221 72 94 79
www.lemoissonnier.de

Rauchen am Rhein I
Wer zeitlich flexibel oder ohnehin unterwegs zur Intertabac in Dortmund ist, dem sei die Reise nach Köln rund um den 21. September empfohlen: Dann nämlich findet hier zum zweiten Mal der vom ortsansässigen (Online-)Händler Zigarrenwelt ausgerichtete Big Smoke statt. Diesmal treffen sich die Aficionados beim Kölner Schokoladenmuseum zum geselligen Stelldichein mit Gleichgesinnten sowie mit einer illustren Schar von Produzenten, die erwartet wird. Sehen lassen kann sich auch das Rahmenprogramm mit grosser Charity-Tombola, Micro- und Rumtastings sowie der Möglichkeit, unter fachkundiger Anleitung eines kubanischen Rollers der höchsten Kategorie eine eigene Zigarre zu fertigen. Die Getränke sowie Fingerfood sind genau wie der gut bestückte Big-Smoke-Sampler mit vielen Zigarrenneuheiten im Preis von 49 Euro inbegriffen. Tickets gibts online.

Big Smoke Köln
Am Schokoladenmuseum 1a
DE-50678 Köln
www.zigarrenwelt.de

Rauchen am Rhein II
In einem historischen Bau in der Kölner Innenstadt hat sich Volker Seibert seinen Traum einer klassischen Bar verwirklicht – deren Angebot allerdings weit übers Altbekannte hinausgeht. Der international erfolgreiche und angesehene Bartender mit über 20 Jahren Berufserfahrung verbindet in der Seiberts Bar & Liquid Kitchen regionale und saisonale Produkte mit ausgefallenen Techniken der flüssigen Küche. Das Resultat: Cocktails, deren Beschreibungen allein schon die Sinne beflügeln. Dazu gibts eine handverlesene Champagner- und Spirituosenauswahl, seltene Tropfen und edle Klassiker sowie mit frischen Zutaten selbst veredelte fassgelagerte Spirituosen. Auf der begrünten Hofterrasse treffen sich die Kölner Aficionados gern zum gepflegten Genuss – von Cocktails und Zigarren.

Seiberts Bar & Liquid Kitchen
Friesenwall 33
DE-50672 Köln
www.seiberts-bar.com

Rauchen am Rhein III
Der separate Tastingroom im erweiterten Laden des (Online-)Händlers Zigarrenwelt wurde gerade erst eingeweiht: Er steht allen Aficionados offen und bietet rund 15 Sitzplätze. Eine gute Adresse für den geneigten Genussraucher ist der Tastingroom nicht zuletzt deswegen, weil die Gebrüder Spohn in ihrem Fachgeschäft, das sich über mehr als 160 Quadratmeter erstreckt, unter anderem über einen der grössten Humidore Europas verfügen – mit einem Komplettsortiment kubanischer Zigarren (darunter viele Raritäten und limitierte Editionen), aber auch mit einer breiten Auswahl anderer Provenienzen.

Zigarrenwelt
Kaiser-Wilhelm-Ring 12
DE- 50672 Köln
www.zigarrenwelt.de

Rauchen am Rhein IV
Das Herrenzimmer ist ein privater Geniesser-Club für Gentlemen: Zutritt bekommt, wer sich im Vorfeld erfolgreich angemeldet hat. Um die Aufnahme in die Gästeliste kümmert sich der Eigentümer und Gastgeber persönlich: Martin Küster, Immobilienunternehmer und früherer Formel-1-Travel-Manager, hat hier für sich und Gleichgesinnte ein Refugium der Sinne geschaffen. Der Club ist im ersten Stock eines Privathauses im Friesenviertel untergebracht und stilvoll eingerichtet: mit klassischen Möbeln jenseits des verstaubten Chesterfield, Originalkunst an den Wänden und einer Bulthaup-Bar. Neben exklusiven Rums und einigen Whiskys sowie italienischen Weinen und Champagner stehen rund 15 verschiedene Zigarren im Angebot – von Klassikern aus Kuba und der Dominikanischen Republik über nicaraguanische bis hin zu brasilianischen Marken. Je nach Anlass sind im Herrenzimmer übrigens auch Frauen willkommen – zum Beispiel an der Smoker’s Night.

Herrenzimmer
DE-50670 Köln
www.herrenzimmer.koeln

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