cigar | Mosimanns Zigarrenkapitel
Aus Cigar 1/2017
Speis & Trank

Mosimanns Zigarrenkapitel

In «Life is a circus», der Autobiografie des Londoner Kochs Anton Mosimann, haben Zigarren zwei bemerkenswerte Auftritte: einmal im Schloss zu Schottland, einmal im Wüsten­sand der Mongolei. Co-Autor Willi Näf erzählt die Episoden – und Mosimann selbst steuert ein Rezept bei.

Text: Willi Näf
Fotos: z. V. g.

Anton Mosimann hat immer gerne gejasst. Am liebsten den Schieber. Am liebsten mit Botschafter Bruno Spinner, Banker Werner Peyer und ­Financier Urs E. Schwarzenbach. Mal jassten sie beim einen, mal beim andern. Einmal stellt Mosimann Gnagi auf, dazu einen La Fleur Petrus Pomerol ’47. Beim Verabschieden sagt Schwarzenbach, er habe jetzt diese Hörnli-und-Ghackets-Essen satt, das nächste Mal sei er der Gastgeber. «Ihr kommt in drei Wochen am Donnerstag auf das Farn­borough Airfield hinaus. Um zwei Uhr. Am Freitag um zwei seid ihr wieder in euren Büros, versprochen.»

Am 25. Oktober 2001 also treffen sich Spinner, Peyer und Mosimann in Farnborough. Ein feiner Privatjet mit zwei Piloten steht bereit. Nach eineinhalb Stunden und eineinhalb Flaschen Champagner landen sie bei Perth in Schottland. Es hat Nebel, und statt im Heli gehts weiter im Range Rover. Eine gute Stunde später erreichen sie ein Gate. Der Driver steigt aus, öffnet es, steigt wieder ein und sagt: «So, von jetzt an sind wir auf Herrn Schwarzenbachs Anwesen.» Eine weitere halbe Stunde später hält der Wagen vor einem Schlösschen. Schwarzenbach und seine Frau begrüssen die Gäste, der Butler hält den Champagner bereit. Nach dem Nachtessen gehts an den Jasstisch. Um Mitternacht fragt Schwarzenbach seine Jasskollegen nach ihrem Alter und bringt für jeden den Whisky mit seinem Jahrgang. Und er öffnet den Humidor.

Anderntags fährt Schwarzenbach seine Jasskollegen nach dem Frühstück noch ein wenig auf dem Anwesen herum. Um elf Uhr fliegt der Heli sie nach Perth, und um zwei sitzt Anton Mosimann tatsächlich wieder im Büro.

Was macht der Pilot, wenn der Motor seines TR4 in der mongolischen Wüste bei 40 Grad im Schatten wieder mal glüht? Er setzt sich trotzig vor den Wagen, lässt sich einen Bart wachsen und kühlt sein Mütchen mit einer heissen Zigarre.


Fünf Jahre später schenkt Mosimann sich zum 60. Geburtstag selbst eine ­Oldtimer-Rallye. Peking–Paris, neun Wochen, man gönnt sich ja sonst nichts. Er kauft einen pfiffigen roten Triumph TR4 Roadster mit Jahrgang 1965. 2,2 Liter Hubraum, 104 PS. «Sicher nicht das perfekte Auto für die Mongolei», sagt er, «aber viel zu schön, um es nicht zu kaufen.» Man könne den Wagen schon noch etwas anheben, versichert der Verkäufer. Am 10. Juni 2007 starten in Peking 27 Oldtimer. Nach zwölf Tagen in China überquert der Tross die Grenze zur Mongolei. Der erste, der in der mongolischen Wüste stecken bleibt, ist Mosimanns Sportwagen. Die meisten andern folgen. Drei Tage mit Sandstürmen setzen vor allem den Cabriofahrern zu. Ständige Pannen, missglückte Abkürzungen, ein alkoholisierter lokaler Guide, Notübernachtungen im Zelt in der Wüste – die Rallye fordert alles.

In Ulaan-Bator sind 16 der 27 Wagen ­defekt, eine grosse Autoreparaturwerkstatt verwandelt sich für fünf Tage in ein Sanatorium für Oldtimer. Sibirien ist ein Erlebnis, wie es auch die baltischen Staaten und Polen sind. Die Ankunft in Paris ein paar Wochen später ist ein Triumph, der TR4 hat die Rallye überstanden, genauso wie Mosimann – freundlich unterstützt von dieser oder jener Notzigarre.

«Life is a circus», die Autobiografie von Anton Mosimann, ist überraschend persönlich und mit einem Augenzwinkern geschrieben. Der federführende Co-Autor, Satiriker Willi Näf, bietet einen Erzähl- und Leseabend an, in dessen Rahmen Gäste Unterhaltsames und Erhellendes über die Entstehung des Buches erfahren – und über das, was zwischen den Zeilen steht.

«Life is a circus»
Reinhardt Verlag, Basel, CHF 39.80, www.reinhardt.ch

Gepfefferte Ananas mit Tabaksauce und Vanilleglace «Creation Davidoff» für vier Personen

Ananas
400 g frische Ananas | frischer schwarzer Pfeffer | 40 g Butter | 25 ml dunkler Rum | 4 Kugeln Vanilleglace
Ananas schälen, in zwei Zentimeter dicke Tranchen schneiden, Kern entfernen und mit dem Pfeffer ­bestreuen. Die Tranchen in einer Pfanne mit Butter auf beiden Seiten sautieren, mit dem Rum flambieren, die Tabaksauce beifügen, warm anrichten und mit der Vanilleglace servieren.

Tabaksauce
5 g Tabakblätter mit Kirschenaroma | 60 g Zucker | 50 ml frischer Orangensaft | 50 ml Crème de cacao | 20 ml Zitronensaft | 30 g Butter | Zeste einer halben Orange
Die Tabakblätter etwa eine Stunde lang in warmem Wasser einweichen und dann 30 Minuten lang in etwas Flüssigkeit einkochen lassen. Blätter zerkleinern. Den Zucker in einer Pfanne braun schmelzen, Orangen- und Zitronensaft beifügen und einkochen lassen. Crème de cacao beifügen und wieder einreduzieren. Die in einer kleinen Pfanne geschmolzene und leicht braune Butter zur Sauce geben, ebenso die blanchierte Orangenschale und schliesslich die zerkleinerten Tabakblätter mit etwas Flüssigkeit.

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