Big Smoke
Eine Hommage an den Genuss
Das Schlagwort Corona prägt nicht nur die gegenwärtige Krise, manchmal ist damit auch Erfreuliches verbunden. Etwa im Fall von Zigarrenfachhändler Andreas Stachl. Der feiert heuer gleich ein doppeltes Jubiläum: Vor 20 Jahren bescherte er der Stadt Rapperswil mit «LaCorona» ihr erstes und einziges Zigarrenfachgeschäft. Auf fünf Mal fünf Metern erwarten den Aficionado ein begehbarer Humidor mit rund 400 verschiedenen Zigarren, eine kleine Bar und lauschige Aussenplätze unter den Arkaden der Altstadt. Vor nunmehr zehn Jahren gesellte sich eine Dependance in Uster dazu: das «Casa LaCorona» mit Ladenlokal und Humidor (800 verschiedene Zigarren) im ersten und Smoking-Lounge im zweiten Stock. Die Lounge im kubanischen Stil ist das Herzstück von Stachls Flagshipstore, der in jedem Detail seine Handschrift trägt. Lounge, Humidor, Salontische: Fast alles hat der gelernte Zimmermann hier selbst gefertigt und verbaut.
In den Nullerjahren gehörte Stachl zu den jungen Wilden, die den Zigarrenfachhandel mit frischen Ideen aufmischten. Weg vom klassischen Verkaufslokal, hin zum Treffpunkt für Geniesser, so lautete der Plan. «Es gab damals kaum Tabakgeschäfte, in denen man degustieren konnte», erinnert sich Stachl. «Und die meisten waren so piekfein, dass sie einer Parfümerie glichen. Ich wollte etwas anderes. Kein Hochglanzladen, der zu Bürozeiten öffnet, eher ein zweites Wohnzimmer, das bis spätabends zum Verweilen einlädt.» So findet der Gast bei Stachl nicht nur Zigarren, sondern auch eine Auswahl an Single-MaltWhiskys, Bourbons, Rums, Weinen und Kaffee, die er vor Ort geniessen oder im Laden kaufen kann. Unter dem Label «Auténtica LaCorona» lanciert Stachl ausserdem limitierte Auflagen von Köstlichkeiten, die nur bei ihm erhältlich sind: Weine, die er gemeinsam mit Winzern cuvetiert, oder Kleinserien von Zigarren, deren Blend er selbst kreiert. Für den Gin «LaCorona», den seine Geschäftsführerin Sari Oberegger ertüftelte, gabs an den Swiss Whisky, Gin&Rum Awards 2020 die Silbermedaille.
Heute ist der junge Wilde von damals ein profilierter Habanos-Spezialist. Seine Unternehmen führt er zusammen mit seiner Partnerin Margrit Wandeler, auch der Importeur Peter «Pesche» Baumann, ein Urgestein der Tabakbranche, begleitet Stachl seit Anfang. In den vergangenen 20 Jahren hat sich in der Szene einiges verändert – vieles zum Guten, findet Stachl. «Zigarrenrauchen ist demokratischer geworden», sagt er. «Früher galt es als elitär, heute sind es gewöhnliche und neuerdings auch immer jüngere Leute, die sich dafür begeistern. Mich freut das.»
Für Stachl hat diese Entwicklung, für die wirtschaftliche Veränderungen mitverantwortlich sind, natürlich auch eine Kehrseite: Passé sind die Zeiten der ausladenden After-Lunch-Meetings in der Zigarrenlounge, die Banken und Versicherungen ohne Murren auf Spesen nahmen. «Von diesen Umsätzen können wir heute nur noch träumen», sagt er lachend. Dafür habe sich der Stellenwert der Zigarre positiv verändert: «Ihr Wert bemisst sich nicht mehr ausschliesslich am Preis, sondern am Erlebnis des Innehaltens, die sie Menschen in unserem schnelllebigen Zeitalter bietet. Das Kostbarste an der Zigarre ist heute die Zeit, die wir ihr widmen.»
Die Corona-Krise ist auch an Stachl nicht spurlos vorbeigegangen: «Die Schliessung der Lounge im Lockdown hat ein Loch in unsere Kasse gerissen.» Trotzdem können Wandeler und Stachl der Krise auch Positives abgewinnen. «Sie hat uns unseren Kunden nähergebracht», sagt Wandeler. «Im Laden ergaben sich intensive, teils persönliche Gespräche. Das war bereichernd.» Die Nähe zum Kunden fällt auch als Argument auf die Frage, warum Stachl auf einen Onlineshop verzichtet. «Wir haben uns entschieden, uns ganz der persönlichen Beratung zu widmen, sie ist das Fundament unseres Unternehmens. Dieses würde leiden, müssten wir im Hintergrund noch einen Onlineshop stemmen», erklärt er. «Mehr ist nicht immer besser.»
Liebe auf Umwegen
Seine Vorliebe für Zigarren entdeckte Andreas Stachl früh. Noch im Lehrbetrieb fertigte der damals frischgebackene Zimmermann seinen ersten Humidor. Das Hobby wurde zum Geschäft, das er bis heute erfolgreich unterhält: Seine Firma «ASTAC» baut und vertreibt handgefertigte Humidore für Aficionados mit ausgeprägtem Qualitätsanspruch. Zum Zigarrenfachhandel kam Stachl auf Umwegen: Mit der Arbeit in einer Bar, in der er als junger Mann anheuerte und später als Geschäftsführer das Ruder übernahm, kam die Begeisterung für Spirituosen, zu denen Stachl seinen Gästen gerne eine Zigarre reichte. «Irgendwann wollten die Leute wissen, woher ich diese Zigarre oder jenen Whisky hätte», sagt Stachl. «Da reifte die Idee vom eigenen Laden, der all diese Leidenschaften verbindet.» 2000 eröffnete Stachl das «LaCorona» in Rapperswil, zehn Jahre später folgte das «Casa LaCorona» in Uster. Das Jubiläum beider Betriebe feiert Stachl im September mit einem Fest im Schloss Rapperswil.
lacorona.ch