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Cigar 2/2018

Eine andere Welt

Text: Tobias Hüberli Fotos: Jürg Waldmeier
Seit über zehn Jahren fährt das MS Davidoff mit Genussrauchern an Bord den Zürichsee hinauf und wieder hinunter. Der Verein hinter dem Schiff ist seit diesem Jahr unabhängig – und mit Volldampf unterwegs.
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Eine Stunde vor Abfahrt schüttet es wie aus Kübeln. Derart stark ist das Sommergewitter, dass am rechten Seeufer die Sturmwarnung leuchtet und die Autobahn zwischen der Stadt Zürich und dem Flughafen kurzfristig gesperrt werden muss. Trotzdem legt das MS Davidoff kurz vor sieben Uhr pünktlich beim Theatersteg am Bellevueplatz an und nimmt die unter Regenschirmen ausharrenden Aficionados auf. «Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals eine Fahrt wegen eines Sturms abgesagt werden musste», sagt Kapitän Stephan Rick.

2007 stach das 27 Meter lange Schiff erstmals mit dem Motto «Smoke on the Water» in den Zürichsee. Unter der Ägide von Davidoff erlebten die Mitglieder des 2011 eigens dafür gegründeten Vereins Smoke on the Water genussreiche Fahrten, manchmal sogar mit einem Spitzenkoch in der Kombüse und immer mit exzellenten Premiumzigarren an Bord. Als Davidoff 2016 entschloss, sich aus der Schifffahrt zurückzuziehen, war auch die Zukunft des Vereins ungewiss.

Im Juni 2017 entschieden 200 Mitglieder an einer ausserordentlichen – und durchaus erinnerungswürdigen – Generalversammlung im Zürcher Albisgütli, auf eigene Faust weiterzumachen. In unzähligen Stunden Frondienst organisierte der neu gewählte Vorstand daraufhin nicht nur einen motivierten Caterer und all die anderen 1000 Dinge, die im Hintergrund eines Vereins funktionieren müssen, sondern stampfte gleich noch das Online-Vereinsmagazin Gloria Fumi Ascendentis aus dem Boden. Unverändert blieb das Zigarrensortiment des Schiffs – es wird weiterhin grosszügig von Oettinger Davidoff gesponsert.

Der Schritt in die Unabhängigkeit hat Smoke on the Water sichtlich gutgetan. Mittlerweile zählt der Verein stolze 400 Mitglieder. An der letzten Generalversammlung im März nahmen 250 Personen teil. «Wir wussten fast nicht mehr, wohin mit den Leuten, das Echo war gewaltig», sagt Präsident Dietger Löffler. Neben zahlreichen Neuanmeldungen hätten viele Bestehende ihre Mitgliedschaft aufgestockt, zum Beispiel von der White- (200 Franken) zur Gold-Kategorie (350 Franken) oder aber zur Neptun-Mitgliedschaft, die mit 750 Franken zu Buche schlägt.

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Auffallend ist die gute Stimmung, die auf dem Schiff und zwischen dem Vorstand und den Mitgliedern herrscht. «Es macht einfach Spass, unser Engagement wird geschätzt, wir spüren eine grosse Unterstützung seitens der Mitglieder», so Löffler. Oder um es anders zu sagen: Bei Smoke on the Water sitzt man ganz offensichtlich im gleichen Boot – ausser vielleicht Kapitän Rick, der darauf hinweist, dass es sich beim MS Davidoff nicht um ein Boot, sondern um ein Schiff handle.

Und dieses tuckert um genau sieben Uhr, angeschoben von einem 220-PS-Motor, mit geschätzten 20 Stundenkilometern los Richtung Rapperswil. Das schlechte Wetter tut der guten Stimmung an Bord keinen Abbruch. Die Lüftung funktioniert. 40 Aficionados sitzen an den tiefen Tischen, nippen am traditionellen Welcome Drink (Davidoff-Cognac mit Ginger Ale), rauchen die erste von drei offerierten Zigarren und palavern angeregt. Hier trifft die Textildesignerin auf den Countrymusiker, der Unternehmensberater auf den Journalisten oder der Yogalehrer auf die Kommunikationsspezialistin. Man ist generell per Du, kommt leicht ins Gespräch und lernt in kurzer Zeit einen Haufen Leute kennen.

Drei Stunden dauert die Fahrt. Auf den Tisch kommen ein sehr guter Cäsar-Salat zur Vorspeise, gefolgt von einem ebenso feinen Zander im Kartoffelkleid auf Olivenstock und Bohnen sowie von einem Dessert auf Schokoladenbasis mit Haselnussglace. Die Gastronomie auf dem nur gerade 5,6 Meter breiten Schiff ist eine Herausforderung, die Silvan Busslinger und seine Crew von Traiteur-Fink in Meilen souverän zu meistern wissen.

«Auf dem See, das ist einfach eine andere Welt, ein anderes Zeitgefühl, es ist Entspannung pur», bringt es Stephan Rick auf den Punkt. Und so tut es der Kapitän auf der Brücke seinen Passagieren gleich und geniesst am Steuerrad eine feine Zigarre, am liebsten eine Davidoff Nicaragua. Das Zeitgefühl kommt einem während der Fahrt tatsächlich irgendwann abhanden, und nur allzu schnell legt das Schiff wieder am Theatersteg an. Der Regen hat aufgehört, es ist Freitagabend, einige gehen nach Hause, manche noch ein Haus und eine Zigarre weiter.

Der Verein Smoke on the Water wurde 2011 von Davidoff gegründet, operiert aber seit Mitte 2017 unabhängig vom Schweizer Zigarrenhersteller. 2018 organisiert der Verein für seine rund 400 Mitglieder 20 Genussabende auf dem Zürichsee. Eine Jahresmitgliedschaft ist in den Kategorien White (200 Franken), Gold (350 Franken) und Neptun (750 Franken) möglich. Auf einer Fahrt sind ein Drei- bis Fünf-Gänge-Menü (hängt von der Fahrt ab), ein Welcome Drink sowie drei Zigarren aus dem Sortiment von Davidoff inklusive. Detaillierte Informationen zur Mitgliedschaft und zu den einzelnen Fahrten finden sich im Internet.
www.smokeonthewater.ch