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Feuer und Flamme für Feuerzeuge

Text: Andreas Bättig – Fotos: Njazi Nivokazi
Daniel Rüfli haucht antiken Feuerzeugen neues Leben ein. Seine Werkstatt ist eine Schatzkammer voller Raritäten: Hier warten edle Stücke der Marken Dunhill, S.T. Dupont, Cartier und viele weitere auf ihre Wiedergeburt.
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Daniel Rüfli

Natürlich lässt sich eine Zigarre auch mit einem schlichten Plastikfeuerzeug anzünden. Oder mit einem langen Streichholz. Oder zumindest mit einem modernen Gasfeuerzeug. Doch wer das Anzündritual mit einem edlen und stilvollen Feuerzeug zelebrieren möchte, ist bei Daniel Rüfli an der richtigen Adresse.

In seinem kleinen Reich, versteckt in einem Haus in Emmenbrücke, lagern Dutzende Feuerzeuge in Regalen und Schubladen: edle Dunhills, luxuriöse S.T. Duponts, elegante Cartiers und seltene Rothschilds. Je nach Modell handelt es sich um Benzin- oder Gasfeuerzeuge, jedes mit seiner eigenen Geschichte.

In seinen Vitrinen offenbaren sich weitere Kostbarkeiten: ein emailliertes Dunhill UNIQUE mit Schrägflamme für 975 Franken und ein Dunhill-Tischfeuerzeug aus den 1970er-Jahren für 1250 Franken. Daneben glänzen S.T.-Dupont-Feuerzeuge in verschiedenen Preisklassen: ein versilbertes Modell für 220 Franken, eines mit grünem Chinalack für 275 Franken bis hin zu limitierten Editionen wie dem Picasso-Modell für 950 Franken.

Zwischen Luxus und Geschichte
Besonders stolz ist Rüfli auf seine Sammlung von Cartier-Feuerzeugen aus den 1950er-Jahren. Das goldene Modell in seiner Hand präsentiert die typische abgerundete Form mit dem charakteristischen Flammenregler. «Die Cartier-Feuerzeuge waren früher luxuriöse Damenfeuerzeuge. Oft waren sie mit Gold versehen und auch mit Diamanten besetzt», erklärt er, während er das edle Stück in seiner Hand wiegt.

Seit Jahren handelt Daniel Rüfli mit antiken Feuerzeugen. Sein Geschäftsmodell ist so einfach wie faszinierend: Er sucht die Schätze auf Onlineplattformen oder Flohmärkten, repariert sie und verkauft sie weiter. Mittlerweile hat er sich einen so guten Ruf erarbeitet, dass nicht selten vermeintlich defekte Erbstücke in seiner Werkstatt landen.

Manchmal schicken ihm Kunden besonders kostbare Stücke auf verblüffend unbedarfte Weise. «Einmal hat mir jemand zwei Feuerzeuge ganz normal per Post in einem Umschlag geschickt. Das war nicht einmal eingeschrieben», erzählt Rüfli. «Die Feuerzeuge waren aus purem Gold und mehrere Tausend Franken wert.» Offenbar war dem Erben nicht bewusst gewesen, welche kostbaren Schätze er aus Vaters Sammlung geerbt hatte.

Schwachstelle Dichtung
In einer Ecke des Raums thront seine Werkbank mit filigranen Uhrmacherwerkzeugen, einer Galvanikanlage, unzähligen Ersatzteilen und sogar einer eigenen Abzugsanlage, da er viel mit Gas und Lösungsmitteln arbeitet. Hier, zwischen historischen Raritäten und modernen Luxusobjekten, erweckt Daniel Rüfli die Feuerzeuge zu neuem Leben.

Er setzt sich an die Werkbank und nimmt ein lackiertes Dupont-Feuerzeug zur Hand. «Der grösste Feind eines Feuerzeugs ist ein unerfahrener Schraubenzieher», sagt er ernst. «Meistens, wenn ein Feuerzeug nicht mehr zu reparieren ist, liegt es an mechanischer Gewalt.»

Die häufigsten Reparaturen betreffen Dichtungsprobleme. «Flüssiges Gas hat die gleiche Eigenschaft wie Lösungsmittel. Es entzieht dem Gummi den Weichmacher», erklärt der Spezialist. Seine Lösung klingt unkonventionell: «Zum Teil verwende ich Keilriemen von alten Plattenspielern. Das ist der beste Gummi und passt millimetergenau.»

Ein Riss im Tank ist meistens jedoch das Todesurteil für jedes Feuerzeug. «Wenn der Tank einen Riss hat, dann ist die Sache nicht mehr zu reparieren», erklärt Rüfli. «Der Tank steht unter Druck. Zwar könnten Spezialisten ihn schweissen, aber das ist sehr schwierig.» Das Problem: Die Feuerzeuge bestehen aus einem einzigen Metallstück. «Das ganze Feuerzeug ist der Tank. Oben drauf kommt nur das Kopfteil mit der Zündung. Eine Ausnahme sind Cartier-Feuerzeuge: Hier kann der Tank ausgewechselt werden.»

Mit der Präzision eines Chirurgen zerlegt Rüfli ein defektes Dupont-Feuerzeug in seine Einzelteile. Das Herzstück, ein winziges Düsensystem aus Messing, reguliert den Gasfluss und die Zündung. «Die besten Werkzeuge stammen von Uhrmachern», sagt er und deutet auf sein Arsenal an Spezialwerkzeugen. Wenn er ein Feuerzeug nicht mehr reparieren kann, schlachtet er es aus, um sein Ersatzteillager aufzufüllen.

«Auf dieses umfangreiche Lager bin ich besonders stolz. Einmal hatte ich das grosse Glück, dass eine Feuerzeugwerkstatt in Deutschland schloss und ich sehr viele Ersatzteile aufkaufen konnte», berichtet Rüfli.

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Billigware Plastik
Doch selbst das beste Ersatzteillager nützt nichts, wenn die heutigen Feuerzeughersteller nicht mehr auf Qualität setzen. Besonders ernüchternd ist für Rüfli eine Entdeckung der letzten Jahre: «Das Schlimme ist, dass die modernen Feuerzeuge allesamt einen Plastiktank haben.» Selbst teure Marken präsentieren sich aussen zwar weiterhin mit edlen Gehäusen wie früher, «aber innen drin haben sie aus Kostengründen wohl einfach Plastik verwendet».

Die Überraschung war gross, als er vor Kurzem ein hochwertiges Feuerzeug öffnete. «Ich habe dem Kunden geschrieben: Sind Sie sicher? Ich glaube, das ist eine Fälschung.» Doch der Kunde konnte nachweisen, dass das Stück vom offiziellen Händler stammte.

Gelegentlich landen tatsächlich auch Fälschungen auf seinem Tisch. Diese sind für den Laien oft nicht sofort erkennbar. «Die meisten hochwertigen Feuerzeuge haben eine eigene Seriennummer. Diese wird beispielsweise bei S.T. Dupont noch von Hand eingestanzt. Deshalb kann man erkennen, dass die Zahlen unregelmässig und unterschiedlich tief eingestanzt sind», erklärt Rüfli. Bei chinesischen Kopien hingegen sind die Zahlen exakt gerade und alle gleich tief, was darauf hindeutet, dass sie maschinell gestanzt wurden.

Doch die Fälscher haben dazugelernt. Neuerdings sind es auch Vietnamesen, die Fälschungen herstellen. «Die stanzen die Nummer mittlerweile auch von Hand», sagt Rüfli. Dennoch seien Fälschungen oft schwerer als die Originale: «Bei den Originalen sind die Wände viel filigraner und dünner, damit mehr Gas im Tank Platz hat.»

Vom Hobby zum Beruf
Rüflis Leidenschaft für Feuerzeuge begann in der Kindheit. «Ich hatte einen Götti, der eine grosse Schale mit Feuerzeugen besass. Als kleiner Junge faszinierten mich die bunten Feuerzeuge, die brannten.» Als er älter wurde, durfte er immer eines mitnehmen. «Irgendwann bekam ich eines, das etwas teurer war, und das wurde mein Stolz.»

Der entscheidende Moment kam, als er das geschenkte Feuerzeug verlor und Jahre später im Internet über eine kleine Sammlung stolperte. «Eines sah genauso aus wie damals. Ich dachte mir: Kauf es dir doch. Als ich es erhielt, funktionierte es nicht.» Anstatt enttäuscht zu sein, weckte das seinen Forschergeist. Er fand schliesslich ein russisches YouTube-Video, das ihm half.

Die Arbeit erfordert Geduld und Ruhe. «Ich bin eigentlich eher der nervöse Typ. Das ruhige Reparieren tut mir gut», sagt Rüfli. «Wenn ich es zu schnell mache, muss ich meistens wieder von vorne beginnen. Ich bin eigentlich schneller, wenn ich in aller Ruhe arbeite.» Die filigrane Arbeit habe etwas Meditatives.

Ursprünglich betrieb er seinen Reparaturservice nur als Hobby. Dann kam die Coronapandemie und er musste nach einer neuen Möglichkeit suchen, Geld zu verdienen. «Meine Freundin meinte, ich soll doch mal ein paar Feuerzeuge ins Internet stellen. Das war keine schlechte Idee.» Schon bald entwickelte sich ein florierendes Geschäft. Die Nachfrage überraschte ihn: «Es stellte sich heraus, dass viele Leute noch Feuerzeuge von Grossvätern oder Grossmüttern besitzen, die leider nicht mehr funktionieren.»

Besonders berühren ihn die emotionalen Geschichten: «Ich habe wirklich bewegende Geschichten von Leuten gehört, die sagen: ‹Ich habe meinen Papa nie richtig kennengelernt, doch ich erinnere mich, wie er mit diesem Feuerzeug in der Hand herumgespielt hat.›»

Am Anfang war das Feuer
Zu seinen Kunden zählen natürlich auch zahlreiche Zigarrenliebhaber. «Sie schätzen es, wenn sie bei ihrem Anzündritual etwas ganz Besonderes in den Händen haben», sagt Rüfli.

Auch er selbst gönnt sich gelegentlich eine gute Zigarre. Dann greift er zu einem massiven, versilberten Dupont-Tischfeuerzeug in zylindrischer Form mit einem ausgeklügelten Drehmechanismus. «Es fasziniert mich immer wieder, wie erfinderisch die Menschheit beim Feuermachen geworden ist», sagt Rüfli.

So besitzt er nicht nur eine grosse Sammlung von Gas- und Benzinfeuerzeugen, sondern auch Feuerwerkzeuge aus der gesamten Menschheitsgeschichte – vom Feuerstahl bis zum Steinschloss. Bei der Recherche für die Geschichte des Feuerzeugs, die man auf seiner Webseite nachlesen kann, ist er immer wieder auf verblüffende Erkenntnisse aus alten Zeiten gestossen.

«Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, wie aufwendig das Feuermachen früher war», so Rüfli. Er würde sich wünschen, dass man dies ab und zu wieder zu schätzen wüsste. Und sei es nur, wenn man sich eine Zigarre anzündet.

Präzises Handwerk

Daniel Rüfli sucht, findet und repariert alte Feuerzeuge. Ob Gas- oder Benzinfeuerzeug, Klassiker oder Sammlerstück – Rüfli ersetzt Dichtungen, reinigt Brenner, stellt Zündmechanismen ein und sorgt dafür, dass jedes Stück wieder zuverlässig funktioniert. Auf seiner Webseite können zahlreiche Stücke berühmter Marken aus zweiter Hand, aber in tadellosem Zustand gekauft werden.

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