Big Smoke
Eine Hommage an den Genuss
An Energie mangelt es Yoel Portuondo nicht – ganz im Gegenteil. Im Gespräch beschleicht einen bisweilen das Gefühl, einer bis an den Anschlag aufgezogenen, gut gebauten Superheldenfigur gegenüberzusitzen, die in jedem Moment mit Vollgas davonfliegen kann. Fairerweise muss man sagen: Im Leben des heute 45-Jährigen ist auch ziemlich viel los.
Geboren wurde Portuondo in Havanna. Zusammen mit zwei Brüdern und zwei Schwestern ist er in Centro Habana, gleich hinter dem Capitolio, grossgeworden. Seine Mutter wohnt noch immer dort. Im Vergleich zu heute war die wirtschaftliche Situation in Kuba bis Anfang der Neunzigerjahre, dank der Hilfen aus der Sowjetunion, relativ stabil. «Wir besassen mehrere Wohnungen und ein Restaurant, es ging uns damals besser als vielen», so Portuondo. Als er zwölf Jahre alt war, ging sein Vater nach Paris – und kehrte nicht mehr zurück.
Portuondo interessierte sich fortan für Sprachen, insbesondere für Französisch. Im Hotel Inglaterra, beim Parque Central in Havanna, absolvierte er eine Ausbildung in der Gastronomie. Später pendelte er eine Weile zwischen Kuba und Frankreich, importierte Kleider im sogenannten Mulas-Verfahren. 2000 emigrierte er dann nach Paris.
Erstmals in Kontakt mit der Schweiz kam Portuondo unter dem Eiffelturm, wo er Souvenirs an Touristen verkaufte. «Eine Kundin sprach eine mir unbekannte, aber unglaublich schöne Sprache. Ich fragte nach und sie sagte mir: Es sei Schweizerdeutsch.» Erstmals in die Schweiz kam Portuondo an einem Augusttag 2002 – in Zürich fand gerade die Streetparade statt. «Gleichentags rief ich meinen Vater in Paris an und sagte ihm: Ich komme nicht mehr zurück.»
Wie bei vielen Kubanern steckt auch in Yoel Portuondo ein unbändiger Drang, aus jeder Opportunität ein Geschäft zu machen. In der Schweiz betrieb er zum Beispiel eine Weile lang eine Imbissbude und mit seiner damaligen Frau einen Kleiderladen. Rund fünf Jahre lang war er als Pflegehelfer in einem Altersheim und anschliessend in der Herzabteilung eines Zürcher Spitals tätig. Später folgten Ausbildungen zum Box- und Personaltrainer. «Ich bin ein Mensch mit vielen Facetten – und ich lerne schnell», so Portuondo.
Mit Zigarren kam Portuondo, wie die meisten Kubaner, bereits in der Kindheit in Kontakt. Einerseits besuchte er während der Schulzeit Rollkurse in der damaligen Partagás-Fabrik hinter dem Capitolio, andererseits vertrieb sein Vater echte und weniger echte Havannas unter der Hand an Touristen und später in Frankreich.
In den Handel stieg er 2021 ein. «In Miami traf ich damals Sylvana Bencomo, die ich aus Jugendzeiten in Havanna kannte und die mittlerweile mit einem Zigarrenproduzenten in Brasilien liiert ist.» Ihre Marke Don Fernando ist seither in der Schweiz erhältlich. In jener Zeit hatte Portuondo Blut geleckt. Die Idee einer eigenen Marke liess ihn seither nicht mehr los.
Über Freunde in Miami kam er in Kontakt mit der Familie Ramos, die in Estelí die renommierte Manufaktur Tabacalera Tirador Ramos Cigars betreibt. In Windeseile entwickelte er zusammen mit Masterblender Gerardo Arcenio Ramos Junior einen eigenen Blend – erhältlich in aktuell vier sehr ansprechenden Formaten. «Ich hatte schon lange ein ganz bestimmtes Aromaprofil im Kopf: im kubanischen Stil, harmonisch, reichhaltig, aber nicht zu süss», so Portuondo.
Für den Namen der Marke brauchte er nicht lange zu suchen. Unter seinem Familiennamen wurden bereits Ende des 19. Jahrhunderts Longfiller produziert. Registriert wurde der Brand am 11. August 1885 in Havanna. Portuondo prüfte die Dokumente, sprach mit Verwandten und sicherte sich die Rechte für den Namen La Flor de Portuondo.
Der gebürtige Kubaner Yoel Portuondo (45) hatte in seinem Leben schon viele Jobs: Souvenirverkäufer, Gastronom, Pflegehelfer. Aktuell ist er als Box- und Personaltrainer tätig. Seit vier Jahren ist er auch im Zigarrenhandel aktiv – seit diesem Jahr mit seiner eigenen Zigarrenmarke La Flor de Portuondo.
Der in vier Formaten erhältliche Blend wird in Nicaragua in der Tabacalera Tirador Ramos Cigars aus vornehmlich nicaraguanischen Tabaken gefertigt. In der Schweiz sind die Longfiller aktuell über den eigenen Webshop sowie in ausgewählten Zigarrenlounges erhältlich, etwa im Il Salotto in Winterthur oder dem Restaurant Meat Me in Zürich.
Gäste des Rolling Smoke (am 22. August) oder des Big Smoke (am 5. Oktober) haben ebenfalls die Gelegenheit, die verschiedenen Formate von La Flor de Portuondo ausführlich zu degustieren.
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