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Cigar 1/23

MIT VOLLEM EINSATZ

Text: Tobias Hüberli Fotos: Christian Schmid und Njazi Nivokazi
Innert 20 Jahren mauserte sich The Royal Cigar Company AG zur drittgrössten Zigarrenimporteurin der Schweiz. Dem Aufbau des Unternehmens ordnete Raymondo Bernasconi (fast) alles unter. Zeit, zurückzuschauen.
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Es war ein grossartiges Fest. Vergangenen Sommer lud die The Royal Cigar Company AG insgesamt 350 Gäste nach Basel, um bei bestem Wetter direkt am Rhein das 20-Jahre-Jubiläum der Firma zu feiern. Mit von der Partie war nicht nur das Who-is-Who des nationalen Fachhandels, sondern auch internationale Zigarrenprominenz wie Maya Selva, Ernesto Perez-Carrillo, Jonathan Drew, oder Nestor Andrés Plasencia, um nur einige zu nennen.

An jenem Abend dankte Firmengründer Raymondo Bernasconi unter Tränen den Personen, die ihm beim Aufbau der heute drittgrössten Premiumzigarrenimporteurin des Landes geholfen hatten, allen voran seiner Frau Sue, den Fachhändlern und Zigarrenmachern. Darüber hinaus entschuldigte er sich bei seinen zwei Kindern dafür, dass er viel Zeit in der Firma und (zu) wenig mit ihnen verbracht habe.

Tatsächlich waren insbesondere die Anfangsjahre ein wahrer Kraftakt. Als Raymondo 2000 als 28-Jähriger loslegte, bestand sein erstes Lager aus einem knapp 1000 Zigarren fassenden Humidor, irgendwo in einem Keller. Zum Vergleich: Heute ruhen im Lager der Firma über 1,2 Millionen Longfiller. «Am Anfang wollte mir niemand seinen Brand anvertrauen», so Raymondo. Und wenn er dann mal eine Marke vertreiben konnte, wurde er von grösseren Mitbewerbenden ausgebremst oder der Brand wechselte den Besitzer und wurde über seinen Kopf hinweg einer anderen Importeurin zugeteilt.

Doch Raymondo zog die richtigen Schlüsse. 2008 lancierte er mit Gilbert de Montsalvat seine eigene Marke und konzentrierte sich fortan auf Hersteller von Boutique-Zigarren. «Ich arbeitete nur noch mit Familienunternehmen und mied grosse Konzerne.» Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg war die Kooperation mit den unabhängigen Fachhändlern. «Nur dank ihnen konnte ich meine Marken in der Schweiz bekannt machen und letztlich etablieren.»

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Früh erkannte er auch das Potenzial, das in den neuen Herstellungsländern wie Nicaragua oder Honduras schlummerte. «Die Kubaner hatten schon damals Produktionsprobleme, zudem waren etwa die Produktionskosten in Nicaragua um ein Vielfaches günstiger als in der Dominikanischen Republik.» In Estelí liess Raymondo nicht nur seine Gilbert-de-Montsalvat-Zigarren rollen, sondern knüpfte auch Kontakte zu Jonathan Drew oder zur Plasencia-Familie, lange bevor diese Namen in der Schweiz bekannt wurden. Daraus entstanden ein einzigartiges Portfolio an Boutique-Zigarrenbrands und nicht zuletzt langjährige Freundschaften, die sich an der Jubiläumsfeier eindrücklich manifestierten.

Es brauchte viele Opfer und ein ordentliches Mass an Obsession, um eine Firma dieser Grösse aufzubauen. «Die ersten zehn Jahre haben wir nur investiert, der Cashflow hinkte der Expansion immer hinterher», so Bernasconi. Oder in anderen Worten: Geldsorgen waren ständige Begleiter der jungen Familie. Das äusserte sich bei ihm in einer Art Verbissenheit und dem unbedingten Willen, zu reüssieren. «Ich hatte viele schlaflose Nächte.» Raymondo ist einer, der gerne polarisiert. Dazu ist er ehrlich und direkt, bisweilen etwas zu viel von beidem. Aber er hat das Herz am richtigen Fleck und in den letzten Jahren ist der heute 51-Jährige sichtlich entspannter geworden.

«Während der Covid-Pandemie habe ich mich richtig entschleunigt», sagt er. Das funktionierte, weil er auf ein tatkräftiges Team zählen kann. Mit Reno Trosi hat er letztes Jahr einen Geschäftsführer gefunden, der die Verbindung zwischen Marketing, Verkauf und Operation macht. Ebenfalls schon eine halbe Ewigkeit an seiner Seite sind Lagerchef Matthias Fleig und Produktmanager Dominik Mezzomo. «Wir haben eine richtig gute Atmosphäre untereinander, darauf bin ich stolz, diese Harmonie ist ein wichtiger Baustein unseres Erfolgs.»

Während das Tagesgeschäft in Zukunft vermehrt andere übernehmen sollen, will sich Raymondo stärker auf seine Eigenkreation Gilbert de Montsalvat konzentrieren, die es mittlerweile in zehn Ländern zu kaufen gibt. Am 1. April, pünktlich zum 15-Jahre-Jubiläum, kam mit Gilbert Signature eine neue Linie in fünf Formaten auf den Markt (siehe auch Seite 60). Hinter den Zigarren steht kein geringerer als Eladio Díaz, der ehemalige Masterblender von Davidoff. Ende Juni folgt dann die auf 2000 Kisten à 15 Zigarren limitierte Jubiläumsedition 15 Aniversario von Gilbert de Montsalvat. Auch bei diesem Werk stand eine Legende der Branche Pate, nämlich Ernesto Perez-Carrillo alias The Godfather of Cigars.

Sicher ist: Langweilig wird es in der The Royal Cigar Company AG auch in Zukunft nicht werden. Ende 2024 steht etwa ein Umzug an, aber daran mag Raymondo noch nicht richtig denken

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