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Schritt für Schritt

Text: Tobias Hüberli Fotos: Njazi Nivokazi
Mit der eigenen Zigarrenlinie Tierra y Fuego stürzten sich drei Freunde unverhofft in ein aufregendes Abenteuer. Das Resultat raucht sich hervorragend.
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Rauchen mittlerweile auch ihre eigenen Zigarren: Bruno Züger, Marian Remer und Marco Züger.

Es war sicherlich eine lustige Runde. Damals, im Frühjahr 2020, als der Lockdown die Ausgangsmöglichkeiten der Schweizerinnen und Schweizer arg einschränkte, trafen sich Marco Züger und sein Bruder Bruno in der Werkstatt von Marian Remer zum regelmässigen Genussrauchen. Wenig erstaunlich, entwickelten die drei Unternehmer unter der reichlichen Zunahme von Zigarren und dem einen oder anderen Glas Whisky allerhand kreative Ideen, wie man die plötzlich vorhandene Zeit sinnvoll füllen könnte, zum Beispiel mit einem eigenen Bier. Das Projekt scheiterte aber relativ rasch an der Mindestabnahmemenge von 1000 Litern. «Das war uns dann doch zu viel», so Marco Züger.

Also entschloss sich das Trio, eine eigene Zigarre zu kreieren. «Es entstand ein hochinteressanter Prozess», erinnert sich Remer. «Plötzlich rauchten wir nicht mehr nur zum Vergnügen, sondern schauten auch, wie eine Zigarre im Detail schmeckt, wie sie verarbeitet ist und vor allem – was man besser machen könnte.»

Im Nu erstellten sie ein Dossier mit ihren Vorstellungen und kontaktierten daraufhin diverse Hersteller. Zurück kam dann erst mal gar nichts. Bis ihnen ein Bekannter, der in der Zigarrenindustrie tätig ist, den Kontakt zur renommierten Zigarrenfabrik Agrotabacos der Familie Ortez in Nicaragua vermittelte. «Wir schickten ihnen unser Konzept und erhielten daraufhin tatsächlich vier verschiedene Blends zur Degustation», so Remer.

Für ihre Zigarre hatten die drei konkrete Vorstellungen. Neben einem klar definierten Geschmacksprofil sollten im Longfiller zum Beispiel zwei Umblätter verarbeitet werden, um die Stabilität zu erhöhen. Zudem durfte kein Connecticut-Deckblatt verwendet werden. «Das mag keiner von uns», so Bruno Züger.

Unter den ersten vier Blends, hergestellt von Masterblenderin Indiana Ortez, befand sich dann tatsächlich einer, der den Zielvorgaben vielleicht nicht ganz entsprach, aber doch viel zu gut war, um ihn zu ignorieren. «Das war ein Riesenglück, im ersten Anlauf klappt das selten», so Bruno Züger. Dazu muss man sagen, dass auch die letztlich Tierra y Fuego getaufte Zigarre nicht von Anfang an überzeugte. «Erst nach ein paar Wochen Reifezeit, aber gerade noch rechtzeitig, entwickelte der Blend den von uns gewünschten Charakter», so Remer.

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Im November 2021 gelangte die erste Charge – 5000 Stück – der Linie RZ Tierray Fuego (RZ steht für Remer Züger) in den Formaten Toro und Short Robusto in die Schweiz. «Grundsätzlich haben wir die Zigarre für uns kreiert, ein aktiver Verkauf war nicht geplant», so Marco Züger. Doch die Zigarren kamen gut an und letztlich vertrieb das Trio bereits im ersten Jahr 10 000 Stück im Bekanntenkreis, aber auch in Zigarrenlounges und Businessclubs. Früh unterstützt wurden sie von der Zigarrenfachhandlung Don Alejandro in Dübendorf.

Die mit einem dunklen Deckblatt versehene Zigarre beschreibt Marco Züger als mehrheitsfähig. «Ihre Stärke ist, dass sie Kuba-Raucher wie auch Anfänger zu überzeugen vermag.» Konkret entwickelt die höchstens mittelkräftige Tierra y Fuego Aromen von Erde, Leder und leichtem Pfeffer, dazu kommen eine feine Süsse und ein tolles Rauchvolumen. «Sie hat viel Geschmack, aber vergleichsweise wenig Nikotin, was sie sehr bekömmlich macht», so Remer.

Auch mit Rückschlägen hatte das Trio zu kämpfen. «2022 bekamen wir plötzlich Probleme mit der Short Robusto. Als eine neue Ernte verarbeitet wurde, entsprach der Blend nicht mehr konstant unserem Geschmacksprofil», so Bruno Züger. Also hielten sie die Zigarren zurück und gingen mit der Fabrik ins Reblending. Ein Jahr dauerte es, bis das Kurzformat wieder in der gewünschten Qualität erhältlich war.

Eher langwierig gestaltet sich zudem die Konzeption des zweiten Blends. Seit eineinhalb Jahren tüfteln die drei nun schon daran. «Wir wissen, was wir wollen: Die zweite Linie sollte kräftiger, süsslicher und cremiger sein.» Nur: Bis jetzt hat kein Vorschlag der Fabrik vollends überzeugt.

Bis es so weit ist, konzentrieren sich die Gründer auf die Vermarktung der bestehenden Linie, immer im Nebenamt, versteht sich. Dafür touren die drei durch Raucherlounges, besuchen Zigarrenclubs, sind aber auch an grösseren Events wie dem Little Big Smoke oder dem Rolling Smoke als Aussteller präsent. «Wir machen Schritt für Schritt, Ziel ist es, in der nicht mehr so weit entfernten Pension eine schöne Beschäftigung zu haben – und vielleicht Oettinger Davidoff als Platzhirsch abzulösen», sagt Remer.

Hinter der Zigarrenlinie Tierra y Fuego von RZ Zigarren stehen Bruno Züger (58), Marian Remer (58) und Marco Züger (61). Hergestellt werden die Formate Toro und Short Robusto seit 2021 in der renommierten nicaraguanischen Zigarrenmanufaktur Agrotabacos von der Familie Ortez. Die vollmundigen, aber eher nikotinarmen Zigarren überzeugen mit einer fein austarierten Aromatik. Entdeckt werden können sie unter anderem am Zigarren-Event Rolling Smoke.

rz-zigarren.ch