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Cigar 2/2015

Sein eigenes Ding durchziehen

Text: Tobias Hüberli Fotos: Christian Schmid
Randolph Churchill hat mit einer alten Familientradition gebrochen und findet das gut so. Der Geist seines Urgrossvaters Winston begleitet ihn trotzdem auf Schritt und Tritt.
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Sehen Sie Winston Churchill in Ihrem Charakter?
Randolph Churchill: Wir haben den gleichen Enthusiasmus und die gleiche Entschlossenheit. Mein Urgrossvater konnte auch in den schwierigsten Momenten Leidenschaft und Antrieb entwickeln und so Menschen motivieren.

Ist es eine Bürde oder eine Ehre, der Urenkel eines berühmten Staatsmannes zu sein?
Ich erachte es als absolutes Privileg. Es erlaubt mir, unter anderem sehr interessante Menschen zu treffen. Zum Beispiel diesen April in New York die ehemalige Secretary of State von Amerika, Madeleine Albright. Sie war eine der grossen Figuren dieser Kriegsgeneration, während des Zweiten Weltkriegs diente sie als US-Soldatin in London.

Sie sind der erste Churchill nach fünf Generationen, der nicht in der Politik tätig ist.
Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass man mit Familientraditionen bricht.

Was meinen Sie damit?
Ich finde, jede Generation muss ihr eigenes Ding durchziehen. Andere Zeiten bringen andere Möglichkeiten. Aber jeder Mensch braucht ein gewisses Mass an Aufregung. In den Zeiten von Winston Churchill, am Ende der viktorianischen Ära, veränderten sich auf der ganzen Welt gleichzeitig viele Dinge. Eine spannende Zeit für einen jungen Draufgänger, wie mein Urgrossvater es war. Er ritt die letzte Kavallerieattacke der britischen Armee bei der Schlacht von Omdurman mit, 60 Jahre später flog der erste Mensch zum Mond. Die technische Entwicklung in dieser kurzen Zeitspanne war schlicht unglaublich.

Gibt es einen konkreten Grund, wieso Sie sich gegen eine politische Karriere entschieden haben?
Nein. Ich arbeite im Finanzsektor, weil mir das mehr entspricht. Und auch weil es als Politiker sehr schwierig ist, ein Familienleben zu führen. Ich habe vier Kinder und will sie so erziehen, wie ich es für richtig erachte. Als Politiker steht man in einem konstanten, medialen Scheinwerferlicht. Das wollte ich meiner Familie nicht antun. Ich bin froh, dass ich nicht in der Politik bin, und ich respektiere Menschen, die es sind.

Brauchen wir einen Charakter wie Winston Churchill in der aktuellen Weltpolitik?
Das ist unmöglich zu sagen. Was wir aber brauchen, und dafür stand Winston Churchill, ist eine Vision, die von den Menschen verstanden wird. Heute wissen wir, egal in welchem Land, nicht mehr wirklich, wofür unsere Politiker eigentlich stehen. Zu viele von ihnen haben in den letzten Jahren Eigeninteressen vertreten. Dabei stehen sie im Dienste der Menschen, von denen sie gewählt wurden.

Welche heutige politische Figur respektieren Sie?
Die mächtigsten Politiker sind jene, die es schaffen, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Eine der fähigsten Politikerinnen unserer Zeit ist deshalb Angela Merkel. Sie versteht ihre Wähler, und das in einem sehr schwierigen Umfeld. Sie ist bescheiden, redet in einer ruhigen Art und blufft nicht. Die Leute respektieren das.

Winston Churchill starb zwei Tage nach Ihrer Geburt. Wenn Sie könnten, was würden Sie ihn fragen?
Ich würde liebend gerne von ihm aus erster Hand und in seinen Worten hören, wie er die Kavallerieattacke bei Omdurman erlebt hat; die Ängste der Soldaten, die Stimmung. Geschichte hat mich immer fasziniert.

Es gibt sehr viele Biografien über Ihren Urgrossvater. Welche empfehlen Sie?
Die offizielle Biografie ist 25000 Seiten lang. Insgesamt gibt es fast 1000 Biografien. Jungen Menschen rate ich, das Werk von Boris Johnson (Bürgermeister von London, Anmerkung der Redaktion) zu lesen. Ich habe ihn vor zwei Jahren gebeten, ein Buch über Winston Churchill zu schreiben, das man auch mag, wenn man kein Historiker ist. Er hat ein brillantes Werk verfasst, das über Churchill etwa gleich viel aussagt wie über ihn selbst. Persönlich mag ich das Buch «Winston Churchill. My early life». Es zeigt, welche Umstände und Abenteuer Winston Churchill zum späteren, erfolgreichen Staatsmann geformt haben.

Neuer Blend, renovierter Laden
Zum 50. Todestag von Winston Churchill präsentierte Davidoff Ende März die von Master Blender Hendrik Kelner neu überarbeitete Zigarre Winston Churchill. Die aus sechs Formaten bestehende Linie (zurzeit sind vier davon erhältlich) wird mit Tabaken aus Nicaragua, Mexiko, Ecuador und der Dominikanischen Republik in der dominikanischen Davidoff-Manufaktur gefertigt. In Europa wurde die neue Davidoff-Winston-Churchill-Zigarre zur Wiedereröffnung des «Davidoff Flagship Store» in Genf präsentiert. Der legendäre erste Davidoff-Laden in der Rue de Rive 2 wurde nach dem neuen, weltweit standardisierten Storedesign-Konzept des Zigarrenherstellers renoviert. Eine Eigenheit, nämlich die von der Decke hängenden Tabakblätter im begehbaren Humidor, konnte sich der Laden indes erhalten. An der Wiedereröffnung nahmen nicht nur zahlreiche Journalisten und Zigarrenaficionados, sondern auch Davidoff-CEO Hans-Kristian Hoejsgaard, Master Blender Hendrik Kelner sowie als Ehrengast Winston Churchills Urenkel Randolph Churchill teil.

Die Linie Winston Churchill «en bref»

Petit Corona – Hat formatbedingt ein wenig ausgeprägtes Geschmacksspektrum. Schöne Pfefferaromen gesellen sich zu Noten von dunklem Kaffee sowie Röstaromen.

Robusto – Die komplexe, mittelstarke Zigarre besticht mit schönen Aromen von Leder und dunklem Kaffee. Cremiger Abgang.

Churchill – Dank ihrem Format hat diese Zigarre eine ideale Aromaentwicklung. Es zeigen sich Noten von Chili und Zedernholz, im zweiten Drittel Leder- und Röstaromen sowie cremige und nussige Noten im Abgang.

Toro – Die Zigarre zeigt eine sehr interessante Rauchentwicklung. Noten von Holz und Leder, würzig, mit cremigen, süssen Nuancen und schönen Röstaromen.

Im Sommer erhältlich sein werden die Formate Petit Panatela sowie Belicoso.

Eine facettenreiche Beziehung
Das neu erschienene, reich bebilderte Buch von Werner Vogt zeigt die facettenreiche Beziehung, die Winston Churchill mit der Schweiz gepflegt hat. Der Staatsmann lernte das Land als junger Mann schätzen und lieben. Kaum erwachsen, bestieg er den Monte Rosa, bewunderte die Schönheit der Berner und Walliser Alpen und ertrank beinahe im Genfer See. Als Premierminister zeigte er ein profundes Verständnis für die Situation der Schweiz als neutraler Staat inmitten von Nationalsozialismus und Faschismus. Churchill hat durch seine Beharrlichkeit und seine Vision England, Europa und auch die Schweiz 1940 gerettet. Genau deshalb war sein Besuch nach Kriegsende in Zürich ein Triumphzug. Winston Churchills berühmte Rede, die er am 19. September 1946 in der Aula der Universität Zürich hielt, ist am Schluss des Buchs in der originalen Fassung sowie in der deutschen Übersetzung abgedruckt.

Winston Churchill und die Schweiz
Autor: Werner Vogt
Verlag: NZZ Libro
Preis: 48 Franken
ISBN: 978-3-03810-086-7