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«WIR HABEN NUR EINE CHANCE»

Interview: Tobias Hüberli Fotos: Njazi Nivokazi
Mit Chateau Diadem gründeten Emily Sahakian und ihr Cousin mitten in der Pandemie ihre eigene Zigarrenmarke. Dabei kombinieren die beiden grosse Professionalität mit noch mehr Leidenschaft.
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Was beschreibt Sie als Person am treffendsten?
Emily Sahakian: Enthusiastisch wäre wohl der richtige Ausdruck. Ich bin ein neugieriges Wesen mit einem feurigen Charakter. Und ich liebe es, inspiriert zu werden.

Mit Ihrem Cousin Thierry Farah haben Sie die Boutiquemarke Chateau Diadem lanciert. Warum sollte man Ihre Zigarre probieren?
Vielleicht weil wir so viel Liebe in dieses Projekt gesteckt haben. Sie können sich das gar nicht vorstellen. Die Sorgfalt steckt in jedem noch so kleinen Detail. Ob die Zigarre den Konsumentinnen und Konsumenten dann schmeckt, ist natürlich sehr individuell. Mit Chateau Diadem garantieren wir aber einen qualitativ konstanten, perfekt verarbeiteten Longfiller.

Wie finden Sie persönlich die Chateau Diadem Conviction?
Ich halte sie für mittelkräftig. Wir wollten eine Premiumzigarre kreieren, die sich für Einsteigerinnen und Einsteiger eignet, aber auch erfahrenen Raucherinnen und Rauchern Spass bereitet. Ich glaube, das ist uns gelungen.

Welchen Bezug haben Sie zu Zigarren?
Meine Familie hat auf beiden Seiten mit dem Thema zu tun. Thierry und ich sind in Genf aufgewachsen. Sein Vater war ein grosser Havanna-Liebhaber und Stammgast im Laden von Zino Davidoff. Bei uns wurde oft gefeiert. Der beste Moment des Abends war immer, wenn wir Kinder den Humidor herausholen und den anwesenden Gästen Longfiller anbieten durften. Bereits als Kinder räumten wir jeweils alle Accessoires raus und spielten Zigarrenhandel. Eigentlich träumten wir schon damals davon, dereinst mit Zigarren zu handeln.

Und wann erfüllte sich dieser Traum?
Wir studierten beide in Boston, wo Thierry das Magazin Cigar Aficionado entdeckte, das war 1995. Als er nach Genf zurückkam, stieg er ins Zigarrengeschäft ein. Erst annoncierte er in Zeitungen und ging mit einem Koffer voller Havannas in den Büros von Banken und Anwaltskanzleien vorbei. 1998 eröffnete er einen Onlineshop für Premiumzigar-ren. Das war früh. In jener Zeit trauten sich noch wenige, die Kreditkarte online zu hinterlegen, aber es funktionierte.

Wie kamen Sie dazu?
Ich lebte damals in New York und war in der Weinindustrie tätig. Irgendwann sagte mir Thierry, ich solle nach Genf kommen, um mit ihm zu arbeiten. 2003 kehrte ich zurück und verliebte mich restlos in Zigarren. Es war eine tolle Zeit. Das Geschäft florierte. Wir entwickelten zum Beispiel auch eine spezielle Schokolade für Aficionadas und Aficionados. Und schon damals sprachen wir über die Idee einer eigenen Zigarrenmarke.

Aber?
Irgendwann kam der Moment, als Thierry den Shop verkaufte, die Welt bereiste, sich verliebte, eine Familie gründete und sich auf Mauritius niederliess. Jeder von uns ging eigene Wege. Ich widmete mich dem Wein, arbeitete für verschiedene Genfer Restaurants. Aber wir blieben immer in engem Kontakt. 2017 lancierte Thierry dann einen auf der Ethereum-Blockchain basierenden Cigar Cash Coin. Damit war er der Zeit voraus. Der Coin funktionierte dann auch nicht. Aber er bedeutete gleichzeitig seine Rückkehr ins Zigarrengeschäft und letztlich den Start unserer eigenen Marke.

Wie ist der Blend entstanden?
Wir rauchten extrem viele Samples. Zuerst setzten wir ausschliesslich auf dominikanischen Tabak. Aber damit war Thierry nicht zufrieden. Er raucht viele Havannas und wünschte sich mehr Punch. Also kam nicaraguanischer Tabak rein und mit ihm eine gewisse Bitterkeit, die ich wiederum schwierig fand. Letztlich einigten wir uns darauf, die Zigarren nach dem Rollen sechs Monate reifen zu lassen. Das hat funktioniert.

Sollte man das nicht in jedem Fall so machen?
Schon. Aber nicht mehr viele Produktionsbetriebe tun das tatsächlich. Es ist letztlich auch eine Frage des Budgets. Wir entschieden uns dafür, weil wir nur eine Chance haben. Niemand wird unsere Zigarre ein zweites Mal bestellen, wenn die erste Charge nicht perfekt ist.

Haben Sie deshalb von Anfang an in eine eigene Fabrik investiert?
Ich bevorzuge den Ausdruck Atelier, weil wir so klein sind. Aber ja, wir wussten, wenn wir eine konstante Qualität in unsere Zigarren bringen und die Produktion wirklich kontrollieren wollen, müssen wir etwas Eigenes eröffnen. Nun haben wir ein schlagkräftiges Team von Rollerinnen und Rollern. Insgesamt sind es zehn Angestellte, die wir alle persönlich kennen.

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Wie viele Zigarren stellen Sie derzeit her?
Es ist eine kleine Produktion, etwa 15000 bis 20000 Zigarren pro Monat.

Seit 2023 kann man Chateau Diadem offiziell kaufen. Wie fühlt sich das an?
Ich werde ganz emotional, wenn ich darüber spreche. Es steckt viel nervöse Energie in diesem Projekt, und das meine ich positiv. Für Thierry und mich ist das ein Lebensprojekt. Wenn wir Glück haben, müssen wir nie mehr aufhören zu arbeiten. Darum wollen wir unbedingt von Anfang an alles richtig machen, allfällige Fehler sofort korrigieren.

Wie ergänzen Sie sich?
Wir sind beide armenischer Herkunft. Und ein wichtiger kultureller Teil davon ist die Höflichkeit. Genau so interagieren wir miteinander. Jeder versucht, dem anderen zuvorzukommen oder den Vortritt zu lassen. Thierry macht vieles im Hintergrund, während ich mehr an der Front bin. Sicher ist: Wir ergänzen uns in vielen Dingen sehr gut. Wo ich Schwächen habe, ist er stark und umgekehrt. Und wir haben kein Problem damit, das auch auszunutzen.

Wo liegt Ihr Lebensmittelpunkt?
Der Himmel ist die Grenze. Nein, ehrlich: Ich überlege mir, mehr Zeit in Santiago de los Caballeros zu verbringen. Das hängt aber davon ab, wie sich die Dinge entwickeln. Wir suchen offensiv nach Distributoren. Die Produktion ist in vollem Gange, darum müssen wir möglichst viele Absatzmöglichkeiten finden. Gestartet haben wir in Grossbritannien, dann kamen die Schweiz, Tschechien, Deutschland und Mauritius hinzu. Andorra, Dubai und Frankreich sollten noch dieses Jahr folgen. Und auch die Vereinigten Staaten gehen wir an. Das ist schwierig, ich weiss. Aber wir wollen es trotzdem versuchen.

Wann kommt der zweite Blend?
Daran arbeiten wir bereits. Aber da wir die Zigarren sechs Monate reifen lassen, dauert der Prozess relativ lange. Für die Entwicklung einer neuen Linie brauchen wir eineinhalb Jahre, mindestens.

Was bedeutet Chateau Diadem für Sie?
Egal ob Wein, Zigarren oder Safran: Ich wollte immer mit noblen Produkten arbeiten. Sie faszinieren mich. Auch das Handwerk, das dahintersteckt. Zurzeit lebe ich meinen Traum. Ich wache am Morgen auf und frage mich, ob das wirklich alles passiert: Wir haben ein kleines Atelier in der Dominikanischen Republik und stellen unsere eigenen Zigarren her. Ich habe mich zu 100 Prozent diesem Projekt verschrieben.

Emily Sahakian wuchs in Genf in einer international vernetzten und sehr zigarrenaffinen Familie auf. Nach einem Studium in Boston arbeitete sie in New York für die Weinindustrie. Von 2003 bis 2008 handelte sie in Genf gemeinsam mit ihrem Cousin Thierry Farah mit Premiumzigarren. 2019 fand das Duo wieder zusammen und gründete die Boutiquezigarrenmarke Chateau Diadem. Die zurzeit einzige Linie, Chateau Diadem Conviction, besteht aus dominikanischen und nicaraguanischen Tabaken sowie einem Deckblatt aus Ecuador. Sie ist seit Anfang Jahr in sechs Formaten im Schweizer Tabakfachhandel erhältlich.