cigar | «HABEN FLUGHÖHE ERREICHT»
Aus Cigar 2/24
Beat Hauenstein

«HABEN FLUGHÖHE ERREICHT»

Der Schweizer Zigarrenkonzern Oettinger Davidoff blickt auf zwei Spitzenjahre zurück. Die aktuelle Geschäftsperiode wird laut CEO Beat Hauenstein indes herausfordernder.

Interview: Tobias Hüberli
Foto: z. V. g. 

Wie unterscheiden sich für Sie die Geschäftsjahre 2024 von 2023?
Beat Hauenstein: Politische und geopolitische Faktoren werden die Weltwirtschaft und somit auch die Ökonomie noch stärker beeinflussen als bisher. Für die Firma Oettinger Davidoff bringt 2024 die Fortsetzung eines Trends, den wir bereits im Herbst letzten Jahres registrierten: Nach zwei Spitzenjahren kühlt sich die Nachfrage nach Premiumzigarren ein wenig ab. Insbesondere in den USA gibt es Überkapazitäten, was sich in aggressiven Preisnachlässen niederschlägt. Das für uns ebenfalls wichtige Asien- und Duty-Free-Geschäft wiederum hängt stark von der Reisetätigkeit unserer chinesischen Mitbürger ab. Dass die chinesische Staatsführung nun vermehrt dazu rät, das Geld im Inland auszugeben, hilft diesem Absatzkanal nicht. Oder anders formuliert: 2024 kämpfen wir um Marktanteile in einem nicht wachsenden Gesamtmarkt.

Welche Marktentwicklung erwarten Sie?
Wir haben die Flughöhe erreicht, dort gibt es aber ab und zu Luftlöcher.

Blicken wir zurück auf 2023, ein Spitzenjahr für die Firma.
Absolut, es ist das zweite Rekordjahr in Serie. Der Umsatz stieg letztes Jahr um 10,5 Prozent auf 546,2 Millionen Franken. Auch die Produktion haben wir gesteigert, um 13,3 Prozent auf insgesamt 49 Millionen handgerollte Zigarren. Von den Marken Davidoff und Zino Nicaragua konnten wir insgesamt fast 32 Prozent mehr absetzen. Zurzeit bauen wir eine neue Manufaktur, um die Kapazitäten zu erhöhen. Sie soll nächstes Jahr zu unserem 150-Jahre-Firmenjubiläum eröffnet werden.

Oettinger Davidoff produziert bald mehr Zigarren als der kubanische Staat.
Das kann ich Ihnen nicht sagen. Wir schauen nicht auf andere, sondern orientieren uns nur an drei Dingen: den Kundenbedürfnissen, aus denen wir neue Zigarrenblends interpretieren, den Mitarbeitenden sowie an den Fähigkeiten des Unternehmens.

Sie sind ein alter Hase im Geschäft. Wann hat Sie zum letzten Mal etwas überrascht?
Positiv überrascht, zumindest in diesem Ausmass, haben mich etwa die Resultate einer unabhängigen Zufriedenheitsumfrage, die wir extern in Auftrag gegeben haben. Wir wollten wissen, wie zufrieden unsere weltweit über 4000 Mitarbeitenden sind. 71 Prozent betrachteten sich als «motiviert», 24Prozent als «positiv kritisch». Für mich bedeutet das: Unsere verantwortungsvolle und integrative Führungskultur zahlt sich tatsächlich aus.

Muss Oettinger Davidoff einer neuen Generation von Genussrauchern speziell Rechnung tragen?
Von einer neuen Generation würde ich nicht sprechen. Es ist vielmehr ein konstanter Fluss von Menschen, insbesondere auch von Frauen, die irgendwann beginnen, Zigarren zu geniessen. Heute sucht der Kunde das Produkt, nicht umgekehrt. Wir setzen auf hohe Qualität, gut gepflegte Marken, die der Aficionado dann auswählt.

Zigarren werden vielerorts teurer. Welche Preispolitik verfolgen Sie?
Auch wir mussten die Preise anpassen, um die steigenden Produktionskosten auszugleichen, allerdings in einem sehr moderaten Rahmen. Rücksichtslose Preiserhöhungen auf bestehenden Sortimenten, wie man das sonst teilweise gesehen hat, machen wir nicht. Bei Neuheiten, etwa der limitierten Davidoff Maduro, erlauben wir uns aufgrund der Innovation, einen entsprechenden Preis zu setzen, nicht zuletzt weil wir glauben, dass die Zigarren es wert sind.

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