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Aus Cigar 4/23
Intertabac 2023

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Auf der Intertabac in Dortmund trafen sich auch dieses Jahr Produzenten und Händler aus allen Bereichen der Tabakindustrie. Cigar hat die wichtigsten News zusammengefasst.

Text und Fotos: Manuel Fröhlich

Zum Auftakt der Intertabac 2013 demonstrierten Tabakgegner vor dem Messegelände für strengere Rauchverbote. In letzter Minute gelang ein Kompromiss, der das Rauchen in den Messehallen weiterhin ermöglichte – trotz neuem Nichtraucher-Gesetz im Gastgeber-Bundesland Nordrhein-Westfalen. Zehn Jahre später sind diese aufregenden Zeiten fast vergessen; die Branche hat sich mit den neuen Bestimmungen arrangiert und ausgerechnet die globale Corona-Pandemie liess viele Konsumentinnen und Konsumenten den Genuss von Premiumzigarren für sich entdecken. Der Absatz erreicht seither Rekordwerte.

Die Umsetzung neuer regulatorischer Auflagen gehört allerdings noch immer zum Courant normal. Auf der diesjährigen Intertabac waren die neuen Track-and-Trace-Bestimmungen der EU Gesprächsthema Nummer eins. Ab 2024 muss der Weg jeder einzelnen Zigarre vom Rollertisch bis zum Tabakgeschäft eindeutig nachverfolgbar sein. Dafür gelang der Zigarrenbranche in den USA ein historischer Sieg: Nach jahrelangen Verhandlungen verwarf die Food and Drug Administration die ursprünglichen Pläne einer Registrierungspflicht für Premiumzigarren. Den Herstellern bleiben kostenintensive Zulassungsverfahren erspart.

Villiger setzt seine Nicaragua-Offensive fort. In Dortmund präsentierte das Schweizer Unternehmen die neue Linie Nicaroma. Sie soll den Nicaragua-Tabak auch Liebhabern milder Zigarren zugänglich machen. Der Blend kombiniert Nicaragua-Tabake mit einem Umblatt aus Indonesien. Vor zwei Jahren eröffnete Villiger im Tabak-Mekka Estelí eine neue, hochmoderne Manufaktur – mit Joya de Nicaragua als erfahrenem Partner. Sein Können zeigt Villiger stolz mit der auf 1200 Kisten limitierten Villiger de Nicaragua im Perfecto-Format. «Eine grundsätzlich nicht kräftige, aber sehr aromastarke Zigarre», verspricht Mirko Lorenz, Geschäftsführer von Villiger Söhne Schweiz.

Humidor-Hersteller Adorini präsentierte Cuba Te Amo in den Farben der kubanischen Flagge. Die Linie umfasst einen Humidor mit allen von Adorini bekannten Ausstattungsfeatures und ein passendes Zigarrenetui. Dass Humidore nicht immer klassisch im Holzlook daherkommen müssen, zeigte die Firma mit dem Modell Black Slate: Dieses verfügt über eine Oberfläche aus echtem Schieferfurnier. Ihm zur Seite stellt Adorini zwei neue Humidore. Der Adorini Deluxe Stone mit Granitoberfläche mit schwarzen und bräunlichen Schattie- rungen sowie ein Concrete-Modell, aus hellem Beton gegossen. Und: Adorini bringt nach langer Pause den Flugzeug- Trolley-Humidor zurück.

Oscar Valladares widmet seine neue Zigarrenlinie seinem zehnjährigen Sohn: Santiago Valladares. Der Blend kombiniert ein Rosado-Corojo-Deckblatt aus Honduras mit einem Nicaragua-Umblatt und honduranischen Einlagetabaken. Die neue Zigarre wird fortlaufend, aber nur in kleiner Auflage produziert. Bekannt wurde Oscar Valladares mit kreativen Verpackungen: in unfermentierte Tabakblätter gewickelte Zigarren (Oscar The Leaf), Engelsflügel oder ein Dracula-Umhang als Zigarrenring (Heaven and Hell). Die Santiago Valladares hingegen hat einen klassischen Auftritt. «Das Besondere ist, dass ich zum ersten Mal eine normale Zigarre mache», sagt Oscar Valladares und lacht.

Kubanische Zigarren stehen nach wie vor hoch im Kurs. Um neue Kunden muss sich die kubanische Zigarrenindustrie zurzeit kaum bemühen. Trotzdem hält die Vertriebsorganisation Habanos SA der Intertabac die Treue. Christoph Puszkar, Marketingleiter von Habanos-Importeur 5th Avenue in Deutschland, zeigte den Besuchern aktuelle Neulancierungen. Die Romeo y Julieta Cupidos wird weltweit exklusiv über Habanos Specialists und La-Casa-del- Habano-Filialen vertrieben. Eine edle Verpackung und der Stückpreis von 65 Euro unterstreichen ihre Ambitionen als Premiumzigarre. Am Habanos-Stand ebenfalls anzutreffen war der aktuelle El-Laguito-Direktor Oscar Rodríguez.

Vor 15 Jahren verkaufte die Familie Eiroa die Marke Camacho an die Schweizer Oettinger Davidoff. Daraufhin begann Christian Eiroa, Zigarren unter seinem eigenen Namen zu fertigen. Die Eiroa 51 ist eine sogenannte Triple- Maduro-Zigarre aus Corojo-Tabak. Deckblatt, Umblatt und Einlage sind tiefdunkel und wurden intensiv fermentiert. Die Eiroa 51 hat eine imposante Länge von 10 Inch (25,4 Zentimeter). Das Saatgut für den Tabak dieser Zigarre stammt von der Familienfarm La Victoria del Corojo in Kuba. Die Eiroa-Familie gehörte zu den Pionieren, die diesen kräftigen Tabak aus Kuba wiederentdeckten und in Honduras anbauten.

Maya Selva
Pete Johnson
Mirko Lorenz
Nirka Reyes
Felix Spohn
Aymeric Bonnin
Christian Eiroa mit Schweizer Importeur Carlos Andrés

De los Reyes Cigars präsentierte auf der Intertabac die Saga Golden Age Yamasá Limited Edition 2023. Das Deckblatt dieser Zigarre stammt aus der Yamasá-Region in der Dominikanischen Republik und wird von Monica Kelner, der Tochter des pensionierten Davidoff-Masterminds Henke Kelner, angebaut. Vor der Verarbeitung reifte das Deckblatt vier Jahre lang. «Die Saga Golden Age Yamasá ist eine Jahrgangszigarre. Wir werden diesen Longfiller zukünftig jedes Jahr mit Tabaken des neuen Jahrgangs rollen», erklärt Nirka Reyes. Und verspricht ein ziemlich kräftiges Raucherlebnis mit «muchisimo sabor».

Auch bei Edel-Humidor-Hersteller Elie Bleu aus Frankreich laufen die Geschäfte aussergewöhnlich gut. Die Wartezeit bei Neubestellungen betrage aktuell über ein Jahr, sagt Inhaber Laurent Fuchs. Er erklärt die grosse Nachfrage mit dem Boom, den die Zigarrenwelt derzeit erlebt. Elie Bleu ist ein Meister der Holz-Einlagearbeiten. Neue Modelle wie der auf 188 Stück limitierte Elie Bleu Aquarium sind mit äusserst filigranen Intarsien verziert, die von Hand in die Grundfläche aus Holz eingesetzt werden. Eine Arbeit, die sehr viel Erfahrung und Fachwissen voraussetzt. Eine Ausweitung der Produktion ist bei Elie Bleu deshalb praktisch nicht möglich.

Seit 20 Jahren ist Pete Johnson mit seiner Marke Tatuaje erfolgreich. Das Jubiläum feiert der Amerikaner mit der Tatuaje 20th. Johnson tat, was er gerne und oft macht: Er erinnerte sich an einen alten Blend und legte ihn neu auf. In diesem Fall entstand der Ur-Blend vor zehn Jahren für eine spezielle Event-Zigarre; er kombiniert ein Havanna- Saat-Deckblatt aus Ecuador mit einer Einlage sowie einem Umblatt aus Nica- ragua. Die Zigarre erscheint in zwei Grössen: die Tatuaje 20th Grande Merveille (französisch für: das grosse Wunder, 15,5 Zentimeter, Ringmass 46) sowie Tatuaje 20th Grand Chasseur (französisch für: grosser Jäger, 16,2 Zentimeter, Ringmass 54).

Auch Horacio, eine Zigarrenmarke mit Wurzeln in der Westschweiz, präsentierte sich stolz auf der Intertabac. Horacio gilt als Meister der grossen Ringmasse. Auch die neue Gran-Reserva-H-Linie gibts in den Ringmassen 56 und 60. Die Zigarren werden von einem lilafarbenen Ring geschmückt. Über den Blend gab Horacio keine Auskunft. Dafür wusste Aymeric Bonnin, der in der Schweiz das Geschäft der Marke leitet, wie die neue Linie schmecken wird: «Eher kräftig, aromatisch, mit Noten von Leder, getoastetem Kaffee und ge- rösteten Mandeln.»

Philipp Kugler gehört zu den Nachwuchshoffnungen der Branche. Seine Marke Cigarkings kreierte er ursprünglich als Diplomarbeit. Später erweckte er sie zusammen mit einem Partner in Nicaragua zum Leben. Als Messeneuheit präsentierte Cigarkings die Wide White mit einer geprägten, aber ganz in Weiss gehaltenen Bauch- binde. Bei der Entwicklung des Formats stand die Romeo y Julieta Wide Churchill Patin. Die Wide White sei die kräftigste Zigarre, die Cigarkings bisher produziert habe. Das Besondere sei, dass dies ohne die Verwendung von nikotinreichen Ligero-Tabaken erreicht werde, sagt Kugler. Dafür verarbeitet Cigarkings ein neun Monate fermentiertes Deckblatt. Zudem entwickelte Kugler eine ökologisch nachhaltige Recyclingkartonverpackung ohne Klebstoff.

Maya Selva ist eine Pionierin der modernen Zigarrenbranche. Ihre Marke Flor de Selva rückte 1995 das Herstellungsland Honduras in das Bewusstsein der europäischen Zigarrenkonsumenten. In Dortmund zeigte Selva einen neuen Sampler mit Toro-Formaten der drei Linien Classic, 20 Aniversario und Maduro. Keine grosse Sache? Weit gefehlt, wie die Produzentin am Beispiel der Classic-Serie erklärte. Jedes Format bekommt seinen eigenen Blend und wird neu entwickelt. Was die unterschiedlichen Grössen einer Linie verbindet? «Ein gemeinsamer Rahmen. Die Grundnote der Classic-Linie ist immer holzig. Und die Tabake sind mild, weil sie in Höhenlagen von über 800 Metern über Meer wachsen.»

Die Familie Plasencia gehört zu den Grossen im Zigarrengeschäft. Ganz genau wollte Nestor Plasencia Jr. nicht verraten, wie viele Zigarren er in Nicaragua und Honduras produziert, aber es seien deutlich mehr als 40 Millionen pro Jahr. Heuer stellte das Unternehmen die Plasencia Alma Fuerte Robustos II vor. Die Zigarre gehört zur grünen Unterlinie der Alma-Fuerte-Serie, hat einen leicht angepassten Blend sowie ein helleres Colorado-Deckblatt. «Viele haben uns gesagt, dass sie die Alma-Fuerte-Serie mögen, aber sie etwas zu stark sei. Für diese Geniesser haben wir die grüne Linie geschaffen, den Blend etwas variiert und leichter gemacht.»

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